Wahlsabotage

Der folgende Text wurde im Original belassen und ist daher nicht gegendert.

In Marseille standen lokale Wahlen bevor, worauf die Genossen nun ein besonderes Augenmerk richteten. Dabei verfolgten sie ein klares Ziel: Sabotage.

Alexandre, der soeben einen Arbeitsplatz in einer neuen Druckerei gefunden hatte, in der auch Roques arbeitete, richtete nun seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf das anstehende Ereignis. Er war überall in der Stadt und in den Vorstädten unterwegs und tauchte bei den unterschiedlichsten Wahlkampfveranstaltungen auf, sei es bei den Radikalen, Sozialisten oder Katholiken und hielt Ansprachen oder organisierte Störaktionen. Gelegentlich diskutierte er einfach mit Arbeitern und Bauern.

Seinen größten Erfolg erlangte er bei La Ciotat direkt am Wahltag, als dort Antide Boyer gegen den Sozialisten Eugene Rostand antrat. Rostands Anhänger hatten Alexandre, als dieser gerade zum Anarchisten wurde, heftig zusammengeschlagen. Gefolgt von drei Genossen stürmte er das Wahllokal kurz bevor die Wahl schloss. Sie warfen einen Brandsatz in die Urne und verschwanden so schnell, dass die anwesenden Gendarmen keine Zeit zum Handeln hatten. Als dann in der Flory Bar die Nachricht eintraf, dass die Wahl annuliert wurde, machte sich großer Jubel breit.

„Wie lange wollt ihr euch noch der Illusion hingeben, dass andere eure individuellen Wünsche und Begierden vertreten können?“

Aus “ Alexandre Marius Jakob 1879 – 1954″, von Thomas Bernard

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